Geschichte des Legienhofs

Ein historisches Wahrzeichen der Arbeiterbewegung

Einleitung

Das Gewerkschaftshaus in Kiel dient seit mehr als einhundert Jahren den Kieler Gewerkschaften und der Kieler SPD als zentrale Anlaufstelle für ihre Aktivitäten. Es wurde im Jahr 1907 nach den Plänen des Architekten Carl Voss errichtet, in einer Zeit intensiver sozialer Veränderungen, in der Arbeiterinnen und Arbeiter für gerechtere Arbeitsbedingungen und mehr Rechte kämpften. Das Gewerkschaftshaus wurde zu einem Ort des Zusammenschlusses und der Solidarität, an dem sich Gewerkschaftsmitglieder trafen, um ihre Anliegen zu diskutieren, Strategien zu planen und gemeinsam für ihre Rechte einzustehen. Das Haus umfasste zunächst eine Herberge für Wanderarbeiter, Büros, Versammlungsräume, eine Bibliothek und eine Gastronomie mit großem Versammlungssaal.

Hauptteil

Es war einmal…

Bereits 1926 musste es nach Plänen des Architekten Arnold Bruhn um einen Anbau zur Muhliusstraße hin erweitert werden. Die Fassade des Anbaus im Stil des Klinkerexpressionismus wurde von Franz Schweighofer mit Figurenschmuck versehen.

Von Johann Thormann (1856-1920)

Der Legienhof ist nicht nur architektonisch interessant, sondern auch historisch bedeutsam:

Während des Kieler Arbeiter- und Matrosenaufstandes 1918 diente das Gewerkschaftshaus für den Arbeiter- und Soldatenrat als Versammlungsort.

Quelle: Arne List – Eigenes Werk / Gedenktafel für den ersten Arbeiter – und Soldatenrat am Kieler Gewerkschaftshau

Während des Kapp-Putsches von 1920 als Hauptquartier für die Verteidigung der Weimarer Demokratie, beim Metallarbeiterstreik um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall von 1956 als Zentrum für die Streikbewegung.

Am 15. September 1920 sprach Albert Einstein im Gewerkschaftshaus vor tausenden Arbeitern über seine Relativitätstheorie. Die Christian-Albrechts-Universität hatte ihm keinen Raum für seine Rede geben wollen, weil er Jude war.

Im Laufe der Jahrzehnte hat das Gewerkschaftshaus zahlreiche historische Ereignisse miterlebt. Während der Weimarer Republik diente es als Zufluchtsort für politisch Verfolgte und als Ort für politische Diskussionen.

Schluss

Heute

Im Gewerkschaftshaus haben heute der DGB, ver.di die IG Metall, EVG, GEW und IG BAU ihren Sitz. Auch für die Kieler SPD, die ihren Sitz mittlerweile im Walter-Damm-Haus hat, bildete es einen selbstverständlichen Treffpunkt, in dem Kreisvorstand, Kreisausschuss und Arbeitskreise tagen und viele öffentliche Veranstaltungen stattfanden.

Nach 100 Jahren wurde das Haus – mit Ausnahme der Saal – und Gastronomieflächen 2010 bis 2012 saniert und renoviert.

Ab 2022 werden die Saal- und Gastronomieflächen entkernt, saniert und neu verpachtet.